MUNGENAST cs GMBH
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MAG. ART. BARBARA MUNGENAST ist mit ihrem Unternehmen seit 1990 im Corporate Design tätig.
Das Corporate Fahion-Label LES DEUX brachte sie bis 1997 mit Partnerin Anne Beck auf den Markt.
Lehrtätigkeiten auf der Kunstuniversität Linz und auf der TU Graz folgten. Schwerpunkte des Unternehmens liegen im Fashiondesign und in der grafischen Mediengestaltung.

Seit 2010 arbeiten Barbara Mungenast und Rainer Stock gemeinsam an Kunst- und Werbekonzepten unter THE MUST.

 

www.themust.at

barbara.mungenast.at

 

Die Bayrische Exekutive wird Österreichische Polizeiuniformen tragen.

Was Corporate Fashion leisten muss.


Barbara Mungenast im Gespräch mit Bea Sommersguter von Ö1 über das Design von Arbeitsbekleidung und Uniformen.
September 2014

Kommunikation entscheidet über Erfolg und Misserfolg in der Wirtschaft. Corporate Fashion ist gewissermaßen das Kommunikations-Sprachrohr eines Unternehmens. Verbindliche Dresscodes entlang der Unternehmenskultur garantieren den inneren Zusammenhalt und damit die Identifikation der Mitarbeiter.

Der Mitarbeiter in seiner Außentätigkeit wird zur Visitenkarte des Unternehmens. Arbeitsbekleidung im Sinne der Corporate Identity wirkt im Sinne eines Imagetransfers und legt das Leitbild, die Inhalte eines Unternehmens offen wie auch die Tätigkeit und die hierarchische Position des Mitarbeiters nach innen.

Uniformen haben zweierlei Wirkungskreise: Einmal sind sie als Tool, als funktionales Werkzeug für den Mitarbeiter auch im Sinne von Arbeitsschutz zu verstehen, zum anderen auch als Erweiterung des Büroraums im architektonischen Sinne. Als zweite Haut legt sich die Aura des Unternehmens quasi über ihren Träger. Gibt ihm Größe, Sicherheit, Autorität, Kraft und Vertrauenswürdigkeit.

Gute Jobdress muss
• die besonderen Leistungsmerkmale des Unternehmens zeigen
• das Wertesystem, die Tradition und Firmenkultur spiegeln
einzigartig und unverwechselbar sein
ergonomisch, schützend, funktionell und qualitätsvoll im Tragekomfort sein
Das Design muss aktuell im heute sein, und nachhaltig eine Gültigkeit für die nächsten 10-15 Jahre haben. Unternehmenskollektionen werden nicht jede Saison von Grund auf verändert, sondern nur leicht adaptiert, das gelernte Erscheinungsbild muss aber erhalten bleiben
• und somit den Mitarbeiter in seiner Funktion im „Draußen“  also beim Kunden als 2. Haut stärken. Der Nimbus des Unternehmens geht über eine signifikante Eingliederung des Mitarbeiters auf ihn über, gibt Autorität,  Vertrauenswürdigkeit, Sicherheit und Kraft.

Der graue Anzug als Uniform der Geschäftswelt von heute:
In Uniformen stellen sich Dresscodes gewissermaßen „hard coded“ dar, in Wirklichkeit ist jedoch die gesamte Geschäftswelt von feineren, aber nicht weniger gültigen Regeln durchzogen. Der dunkle Anzug wie wir ihn heute kennen, existiert seit etwas 1850 und repräsentiert Seriosität und Verantwortung im Geschäftsleben. Vernunft, Ordnung und Kontinuität. Der Anzug glättet alles Weiche, Runde, wird zum panzerartigen Schutzschild und verschluckt ablenkende Details. Gibt nur den Blick auf Kopf und arbeitende Hände frei. Große Bewegungsfreiheit ist nicht nötig, nicht möglich und den körperlich arbeitenden Gruppen vorbehalten.

In die männlich besetzte Geschäftswelt tritt die Frau erst um die Jahrhundertwende ein, und erst Coco Chanel erfindet für die Frau eine eigenständige Uniform mit ihrem Kostüm. Damit bleibt sie nachhaltig, längerfristig gültig in Schwarz und Weiß.


Das Designprojekt Polizeiuniform der Österreichischen Exekutive:
2003 trat das Innenminsterium an uns heran, mit der Bitte, im Zusammenhang mit der Zusammenlegung von Gendarmerie und Polizei eine neue Uniform in Dunkelblau zu kreieren = Leitfarbe f. Exekutive in der EU, mit deutlicher Österreich-Identität.


In den 80er Jahren kamen  die Neuentwicklung technischer Sport- und Freizeitmaterialien flächendeckend auf den Markt, eine Abkehr vom strengen Anzugszwang folgte,  eine Art Fashion Liberation mit der Auflösung strenger Kleidervorschriften folgte. Computerfreaks brachten Street und Casual Style und Sneakers in die Büros. Auch die Polizeiuniform wurde leger, der Beamte zum Freund von nebenan.

Auch sollten wir der in den 90er Jahren sehr leger interpretierten Uniform wieder mehr Straightness, mehr Kante verleihen.

2003 war die Situation ein völlig andere: Der Bürger sehnte sich wieder nach Sicherheit, mit der Ostöffnung war die Kriminalität merklich angestiegen. Der Polizist auf der Straße musste wieder seine Autorität zeigen, die das staatliche Regelwerk zu sichern hat.

Die Uniform musste nun wieder Kraft und Glaubwürdigkeit vermitteln.

Es war gefragt, die österreichische Exekutive, mit ihrer feinsten, technischen Ausstattung, hoch trainiert und erfahren, auch als solche darzustellen. Wir folgten dem Bild des eleganten Sean Connery als 007 mit überlegenem Knowhow und innovativster Mikrotechnologie ausgestattet, im Kontrast zum plumpen Muskelprotz Silvester Stallone.

Unsere Vision war eine elegante, optisch stringente und technisch ausgefeilte Linie.

Wir  verfolgten eine ruhige Gestaltung, wählten eine seriös dunkle, durchgängige Farbgebung. Souveräne Linienführung und Schlichtheit vermitteln Seriosität und Kompetenz.

Die Modelle sind  körpernah geschnitten, heben Bewegungsfreiheit und Sportlichkeit  der Mitarbeiter hervor, suggerieren auch Flexibilität und Mobilität im Geiste

Das Betonen der Vertikalen streckt die Körper, macht Einsatzkräfte  größer und mächtiger  • Elemente wie  die breiten Lampassen, das sind die vertikalen Streifen auf der Hose oder durch das leichte Strecken der Kappe unterstützen dies.

Als Designer muss man sehr exakt mit der Semantik von Formen und Farben umgehen.

Die größten Herausforderungen waren:
• der nationale Bezug, die österreichische Tradition einzufangen bei gleichzeitiger Modernität und Aktualität

• das wirklich völlig neue ungewohnte Design dem Kunden zu verkaufen, keine weite Kastenlinie, echte Damenlinie, körpernah, modern geschnitten.
• die vielen mitentscheidenden Hierarchien in einem Großunternehmen für das Design zu begeistern und auf die Reise mitzunehmen.

Jeder Mensch wählt täglich seine Garderobe. Das macht ihn aber noch nicht zum Fashiondesigner. Über persönliche Geschmäcker ist nicht zu streiten, aber sehr wohl zu diskutieren.  Ästhetische Analysen in Bezug auf Semantik der Zeichen, Farbharmonien, Proportionen und Kontraste sind unumgänglich.

Wo wurden Stilanleihen genommen?
Recherchearbeit im internationalen Vergleich
Das ästhetische Selbstverständnis der italienischen Carabinieri und der Damen
Der Umgang mit den Insignien von Macht und Marzialität in der Geschichte
Aktuelle Trends in der Mode und in der technischen Materialentwicklung (Bistrech, technische Ausrüstungen, thermoregulierende Transtexmaterialien, Aktuelle Details, Brandings im Detail, Zippgripper , Auszeichnungen und Logos
Heute werden Logos lasergeschnitten, Oberflächen geätzt, 3-D-gedruckt, Materialien sind Bistrech, Abstandsgewirke, Softshell in allen Ausrüstungen, Fleece, Corduras, Metallics.

Welche eigenen Gefühle und Erfahrungen spielten eine Rolle?
Wir brachten große Erfahrung im Design von technischen Sport- und Freizeitsegment mit, waren eine Fülle an  Anforderungen  an unser Design gewohnt. Dies hilft bei der Gestaltung solch komplexer Kollektionen. Ich folge im Grunde immer einer emotionellen bildhaften Vision, die ich nicht aus den Augen verlieren möchte. Wie wenn ich mit vielen Zutaten ein Gericht zaubere. Mische so lange Gewürzen und suche nach Geschmäckern bis das finale Ergebnis  die abstrakten Idee  eingefangen hat.